Die drei Gleichnisse zum Thema Wachsamkeit (das Gleichnis von den wachsamen Knechten, das Gleichnis vom Hausherrn und dem Dieb und das Gleichnis vom klugen und vom bösen Knecht) sind ein in unterschiedlichen Versionen und Textfassungen überlieferter Komplex von Gleichnissen Jesu, die angesichts des Wartens auf die Wiederkunft Christi die Notwendigkeit zur Wachsamkeit anhand von Beispielerzählungen unterstreichen, die von Knechten, von einem Hausbesitzer bzw. von verschiedenen Verwaltern handeln. Die Gleichnisse sind in den Evangelien nach Matthäus (Mt 24,42–51 ), Markus (Mk 13,33–37 ) und Lukas (Lk 12,35–48 ) überliefert.

Einteilung, Aufbau und Wortlaut

Gleichnishaft ausgebaute Mahnungen zur Wachsamkeit sind in ähnlicher Form in allen drei synoptischen Evangelien überliefert. Papst Franziskus spricht von „drei kurzen Gleichnissen zum Thema der Wachsamkeit“: das Gleichnis von den Knechten, die in der Nacht die Rückkehr ihres Herrn erwarten; das Bild vom wachsamen Hausherrn, den der Dieb in der Nacht nicht überraschen kann; und das Gleichnis vom Verwalter eines Hauses, der seine Autorität nach der Abreise des Herrn missbraucht und bei dessen unerwarteter Rückkehr dabei ertappt und grausam bestraft wird. Nach seinem Gegenbild, dem treu nach dem Willen des Eigentümers wirtschaftenden Verwalter, der die Arbeiter mit allem versorgt und vom Herrn nach dessen Rückkehr reich belohnt wird, wird das letzte Gleichnis – zumeist in der Form nach Lk 12,42ff. – in lutherischer Tradition auch Gleichnis vom treuen Haushalter genannt.

Markus

Gleichnis von den wachsamen Knechten

Die Aufforderung zur Wachsamkeit im Markusevangelium wird durch das Beispiel von Knechten verdeutlicht, die die Rückkehr ihres Herrn von einer Reise erwarten müssen. Der Text lautet in der Lutherübersetzung (Lutherbibel 2017):

Lukas

Gleichnis von den wachsamen Knechten und Gleichnis vom Hausherrn und dem Dieb

Die von Lukas überlieferte Form umfasst zwei Teile: die eigentliche Gleichnisrede und ein anschließendes Gespräch Jesu mit seinen Jüngern. Der erste Teil der Rede ist selbst wiederum zweigeteilt und nennt als Beispiele für Wachsamkeit einerseits Knechte, die auf die nächtliche Rückkehr ihres Herrn von einer Hochzeit zu ungewisser Stunde warten, und andererseits einen Hausherrn, der sich durch ständige Wachsamkeit vor Einbrechern schützen muss. Die gesamte Passage ist in der Lutherbibel überschrieben mit „Vom Warten auf das Kommen Christi“, der Text lautet dort (revidierte Fassung von 1984):

Gleichnis vom klugen und vom bösen Knecht (= Gleichnis vom treuen Haushalter)

Nach einer Zwischenfrage des Petrus erzählt Jesus ein drittes Gleichnis zum Thema der Wachsamkeit, das von einem bösartigen Gutsverwalter handelt, der sich in Abwesenheit des Herrn betrinkt und die Arbeiter schlägt. Ihm wird ein guter Verwalter gegenübergestellt, der vom zurückkommenden Herrn belohnt wird. Außerdem werden Knechte genannt, die aus Fahrlässigkeit oder Unwissenheit unklug oder nachlässig handeln und deswegen weniger streng zu bestrafen seien als der böse Knecht (Text: Lutherbibel 1984):

Matthäus

Gleichnis vom Hausherrn und dem Dieb und Gleichnis vom klugen und vom bösen Knecht

Auch das Matthäusevangelium unterstreicht in Jesu Endzeitrede auf dem Ölberg die Mahnung zur Wachsamkeit (Mt 24,42 ) durch eine anschließende, aus zwei Beispielgeschichten bestehende Gleichnisrede: An erster Stelle steht hier das Gleichnis vom Hausherrn, der den Zeitpunkt eines Einbruchs in sein Haus nicht im Voraus kennt (Fassung der Einheitsübersetzung 2016):

Anschließend folgt die beispielhafte Gegenüberstellung eines treuen und eines schlechten Knechts, die sich darin unterscheiden, dass der eine das Gesinde in Abwesenheit des Herrn gut behandelt und bei dessen Rückkehr dafür belohnt wird, während der zweite die Abwesenheit nutzt, um seine Untergebenen zu schlagen und zu misshandeln, wobei er von dem zurückkehrenden Herrn überrascht und entsprechend bestraft wird (Fassung der Elberfelder Bibel):

Deutung

In den Gleichnissen, die von wachsamen Knechten und vom wachsamen Hausherrn handeln, geht es um das Warten auf das Kommen Christi. Die Gegenwart wird als schwierige Zeit der Abwesenheit Jesu gekennzeichnet, deren Ende nicht abzusehen ist und die deshalb besondere Wachsamkeit erfordert, um sich in der Treue zum Herrn zu bewähren. Das Leben der Jünger Jesu soll stets auf das Anbrechen der Gottesherrschaft gerichtet sein, mit dem sie zu jeder Zeit rechnen müssen. Das endgültige Kommen der Gottesherrschaft vollzieht sich bei der Rückkehr Jesu Christi, bei der er sich als Herr offenbaren wird.

Diese Situation der Jünger wird in der nach gängiger Ansicht in ihrer Grundform aus der Logienquelle Q stammenden Überlieferung mit der von Knechten verglichen, die zu sehr fortgeschrittener Stunde (die dritte Nachtwache ist die letzte) auf ihren Herrn warten. Die Zuwendung, welche die treugebliebenen Knechte bei dessen Ankunft erfahren sollen, übersteigt bei weitem alles, was ein Knecht normalerweise als Belohnung erwarten kann.

Im Gleichnis vom treuen Haushalter bzw. seinem Gegenbild, dem schlechten und bösen Verwalter, tritt der ‚soziale‘ Aspekt der Verwaltung des Gottesreiches in Form des Gebens und Austeilens von Wohltaten in den Vordergrund, besonders dadurch, dass als Kernaufgabe des Verwalters in Abwesenheit des Herrn explizit das Geben von Lohn und Nahrung dargestellt wird. Klugheit und Wachsamkeit bestehen hier darin, die anderen Knechte und Mägde nicht zu misshandeln und den Willen des Gutsherrn, der auf deren Wohl gerichtet ist, auch in dessen Abwesenheit zu beherzigen. Diese – in der redaktionell stark bearbeiteten lukanischen Fassung auch durch den Gesprächskontext – leicht auf die Funktion der Apostel, Bischöfe und Priester beziehbare Stoßrichtung des Gleichnisses wird insbesondere von Augustinus von Hippo aufgegriffen, der die Ausspendemetapher mit der priesterlichen „Austeilung des Brotes“ in Verbindung setzt.

Rezeption

Der Jurist und Liederdichter Johann Burchard Freystein (1671–1718) machte 1695 das Gleichnis zur Grundlage seines zehnstrophigen Chorals Mache dich, mein Geist, bereit, der im EG (387) mit sechs Strophen wiedergegeben ist. Die besondere Offensive des Einbruchs unterstreicht die – hier allerdings ungedruckt gebliebene – Strophe 4:

Einzelnachweise


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